UEDING, G. Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Türbingen: Niemeyer, 1992-2009, 10 vols.
Insinuatio, ephodos
Ueding, G. Historisches Wörterbuch: Band IV, pp. 418-423
[p. 418] Abgeleitet von lateinische ‚se insinuare’, bezeichnet Insinuatio als Terminus der römischen Gerichtsrhetorik neben principium (direkte Einleitung) eine der beiden Gestaltungsmöglichkeiten des Redebeginns (exordium) Die kommt dann zur Anwendung, wenn der Redner bei seinen Zuhören soviel Abneigung oder Deinteresse gegen die von ihm vertretene Sache oder Person zu gewärtigen hat, dass er es nicht wagen kann, das Wohlwollen und die Aufgeschlossenheit des Publikums auf -direktem Wege zu erbitten, sondern auf suggestive Techniken der Sympathigewinnung (captatio benevolentiae) wie Unterstellung, Überrumpelung und Witz ausweichen muss. Im Rahmen der Exordiatopik bietet die antike Rhetorik hierfür spezielle psychologische Tricks, die auch unabhängig von expliziertem technischem Wissen zu allen Zeiten mit Erfolg praktiziert werden.